Mit diesem Beitrag begebe ich mich auf dünnes Eis. Denn die Wahrheit, die ich hier ausspreche, schmerzt oft und wird folglich nicht gerne gehört. Insbesonders von jenen, die direkt betroffen sind. Noch dazu, wenn diese sich als arme, geprellte Anleger sehen – und nicht als das, was sie tatsächlich sind: selber schuld.
Die Investments in WIENWERT-Anleihen und das Bitcoin-„Zinsmodell“ von OPTIOMENT prägen aktuell die Überschriften in den Medien. WIENWERT ist bekanntlich insolvent, OPTIOMENT wird als mutmaßliches Pyramidenspiel mit möglicherweise unseriösem Hintergrund beschrieben. Es gilt jedenfalls für alle beteiligten Personen die Unschuldsvermutung.
Wen hat die WIENWERT-Insolvenz tatsächlich überrascht?
Schon seit Monaten berichten Medien durchaus kritisch über WIENWERT. Die versprochenen Zinsen lagen weit über dem aktuell üblichen Niveau. Zinsversprechen sind aber nun mal nur so gut wie die Bonität des Emittenten. Wer sich trotzdem zu einem Investment verleiten ließ, hatte die Chance auf vergleichsweise hohe Zinsen. Musste sich aber gleichzeitig auch der Anlagerisiken bewusst sein.
Es waren genug Informationen öffentlich verfügbar – bis hin zum Emissionsprospekt, das alle Risiken auflistete – um sich ein Bild von der finanziellen Lage der WIENWERT-Unternehmensgruppe und dem Risiko einer Investition zu machen. Wer dennoch sein Geld riskierte, darf sich über den Ausgang der Geschichte und den Verlust seines Investments jetzt wirklich nicht wundern. Und schon gar nicht die Schuld bei anderen suchen.
Bis zu 4% Rendite pro Woche. Im Ernst: wer glaubt das wirklich?
Berichten zufolge versprach OPTIOMENT bis zu 4% Rendite. Pro Woche! Das entspricht bis zu 208% Rendite pro Jahr. Wie unbedarft – um nicht zu sagen dumm – muss man als Anlegerin und Anleger sein, um solche Versprechen für bare Münze zu nehmen? Angeblich haben manche Investoren sogar ihr Auto verkauft und einen Kredit aufgenommen, um einsteigen zu können. Wie blauäugig kann man noch durch die Welt stolpern!?
Es kann auch nicht als Entschuldigung gelten, dass womöglich nicht alles mit rechten Dingen zuging (es gilt wie gesagt die Unschuldsvermutung für die handelnden Personen). Schon ein ganz geringes Maß an Hausverstand hätte ausgereicht, um die versprochenen Renditen ins Reich der Träume zu befördern.
Nur Finanzwissen kann vor solchen Dummheiten bewahren
An diesen Beispielen zeigt sich einmal mehr, dass nur praxisnahes Finanzwissen die Chance hat, wirksam zu schützen. Denn an WIENWERT und OPTIOMENT versagen auch die allerneuesten strengen Regeln des europäischen Gesetzgebers für Transparenz und Anlegerschutz.
Das höchste Maß an Transparenz gepaart mit öffentlicher Berichterstattung schützt Anleger nicht, wenn sie die vorhandenen Informationen ignorieren. Und jeder staatlich verordnete Anlegerschutz versagt, wenn Gier begleitet von Dummheit den Hausverstand überlistet.