Vom CO2-Fußabdruck zum CO2-Handabdruck
Der CO2-Fußabdruck ist Ihnen vermutlich ein Begriff. Aber kennen Sie auch den CO2-Handabdruck? Der CO2-Fußabdruck zeigt auf, wie viele klimaschädliche Treibhausgas-Emissionen einzelne Individuen, Unternehmen oder Staaten verursachen. Der CO2-Handabdruck hingegen stellt einen Maßstab für gesellschaftliches klimapositives Handeln dar. Das Modell des CO2-Handabdrucks folgt der Idee, dass wir bei Klima- und Umweltschutz nur gemeinsam erfolgreich sein können.
BP machte den CO2-Fußabdruck populär
Entwickelt wurde das Konzept im Jahr 1994 von Mathis Wackernagel, einem Schweizer Vordenker zum Thema Nachhaltigkeit, und William Rees, einem kanadischen Ökologen. Bekannt gemacht hat den CO2-Fußabdruck jedoch erst zehn Jahr später eine Werbe- und Marketingkampagne des Öl- und Gaskonzerns British Petroleum BP. Berichten zufolge ließ sich dieser sich die Kampagne kolportierte 300 Millionen US-Dollar kosten.
BP versuchte sich mit der Kampagne als Unternehmen für eine „saubere“ Zukunft zu positionieren. Dazu verpasste sich der Ölkonzern ein neues Logo, eine stilisierte gelbe Sonne mit grüner Korona, die an eine Sonnenblume erinnert. Und BP schreibt seitdem seine Initialen in Kleinbuchstaben („bp“ statt „BP“). Dieses Kürzel, das Teil des neuen Logos ist, soll nicht nur für den Firmennamen stehen, sondern auch für „better people“ (bessere Menschen), „better products“ (bessere Produkte) und „beyond petroleum“ (jenseits von Erdöl).
Der Erdöl- und Gaskonzern BP, der unter anderem für die Katastrophe der Erdöl-Plattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko im Jahr 2010 bekannt ist, unterstrich mit neuem Logo und neuem Marketing sein nachhaltiges und grünes Image. Um von den verursachten Klima- und Umweltschäden abzulenken, propagierte BP mit der erwähnten Werbekampagne das Konzept des persönlichen CO2-Fußabdrucks.
Paradebeispiel für Greenwashing
2004 rief BP auf seiner Internetseite unter der Überschrift „It´s time to go on a low-carbon diet“ („Es ist Zeit für eine kohlenstoffarme Diät“) zum Reduzieren von Treibhausgas-Emissionen auf. Dazu bot BP einen kostenlosen „Carbon Footprint Calculator“ an, mit dem jeder seinen eigenen, persönlichen Treibhausgas-Ausstoß berechnen konnte. Bis heute finden wir auf der Internetseite von BP einen CO2-Emissionsrechner.
BP startete also den Versuch, von den verursachten Treibhausgas-Emissionen und eigenen Klimasünden abzulenken, und die Verantwortung dafür den Konsumenten umzuhängen, die das geförderte Erdöl und -gas zum Autofahren, Heizen usw. nutzen. Nicht BP als Erzeuger sei für Treibhausgas-Emissionen und globale Erwärmung verantwortlich, sondern die Verbraucher.
Die sehr erfolgreiche Kampagne von BP gilt bis heute als Paradebeispiel für Greenwashing von Konzernen, die zu den ganz großen Klimasündern der Welt zählen. Wie erfolgreich BP war, zeigt sich daran, dass sich das Konzept des CO2-Fußabdrucks als Maßstab für klimaschädliche Emissionen weltweit etabliert hat.
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