Seit vielen Jahren habe ich einen privaten Account bei Facebook, einem Konzern, der sich in den vergangenen Jahren um viele Milliarden US-Dollar auch Dienste wie WhatsApp und Instagram einverleibt hat. Wie intensiv Facebook meine persönlichen Daten im Konzern nutzt, wurde mir gerade wieder einmal vor Augen geführt. Was weiß Facebook alles über mich? Ich habe den Selbstversuch gemacht.
Ich bin Fan der deutschen Hip-Hop-Band Die Fantastischen 4, also habe ich vor ein paar Tagen die FB-Werbung für deren Konzert in Wien geliked und auch kommentiert. Gleichzeitig nutze ich seit etwa einem Jahr auch Instagram, aber nicht direkt als Andreas Dolezal, sondern für mein Nebengewerbe ERIKAs Marmeladen.
Die Accounts sind nicht miteinander verbunden (diese Funktion bietet FB an), ich verwende unterschiedliche E-Mail-Adressen, folge auf Instagram vollkommen anderen Usern und like gänzlich andere Beiträge als auf Facebook. Nach außen sind es zwei voneinander komplett getrennte Accounts. Aber nur nach außen … einen Tag nachdem ich auf Facebook das Konzert der Fanta 4 geliked habe, schlug mir Instagram die Fantastischen 4 zum Folgen vor. Ohne mein Like auf FB hätte Instagram keine Chance von meiner Vorliebe für die Band zu wissen. Also kommunizieren diese beiden Dienste ohne mein Wissen miteinander.
Facebook und Instagram tauschen Daten aus
Es mag aus unternehmerischer Sicht logisch erscheinen, dass Facebook und Instagram Daten austauschen. Aus Sicht des Datenschutzes ist das aber fragwürdig. Vermutlich teilt Facebook gesammelte Daten auch nicht nur konzernintern, Berichte über den Skandal um Cambridge-Analytica legen Zeugnis für diese Vermutung ab. Und erst letzte Woche wurde über einen Hacker-Angriff auf FB berichtet, bei dem die Daten von mehr als 50 Millionen Nutzern abgegriffen wurden. Datensicherheit könnte FB also auch noch optimieren.
Auskunft über die gesammelten Daten
Was weiß Facebook alles über mich, wollte ich wissen. Nachdem FB seine Dienste natürlichen Personen in der EU anbietet, gelten auch für FB die strengen, europäischen Datenschutz-Vorschriften. Also muss FB mir Auskunft über die Datenverarbeitung geben. Dazu kann jeder FB-Nutzer unter Einstellungen und Deine Facebook-Informationen sämtliche über ihn oder sie gespeicherten Informationen einsehen und auch herunterladen. Genau das habe ich getan. Mit überraschendem Ergebnis.
185 MB gespeicherte Daten bis ins Jahr 2009 zurück
Nach ein paar Minuten teilte mir FB mit, dass meine gewünschten Informationen zum Download bereitstehen. Stolze 185 Megabyte Daten! Dabei bin ich noch nicht einmal ein sehr mitteilsamer FB-Nutzer. Infos wie religiöse und politische Ansichten und auch Vorlieben bezüglich Musik, Filme, usw. kennt FB von mir nicht. Trotzdem hat sich diese enorme Menge Daten angesammelt. Bis ins Jahr 2009 zurück hat FB alle meine Freunde, Gruppen, Fotos, Likes, Posts, Beiträge, Reaktionen, Kommentare und vieles mehr gespeichert. Auch Zahlungsinformationen wären gespeichert, wenn ich diese Funktion nutzen würde.
Mit einer korrekten Auskunft gemäß Datenschutz-Grundverordnung hat die von Facebook zur Verfügung gestellte Datensammlung nichts zu tun. Dafür fehlt nicht nur die Auskunft welche Rechte mir sonst noch zustehen, Facebook hüllt sich auch in Schweigen mit wem meine persönlichen Daten geteilt wurden, ganz zu schweigen an wen sie weiterverkauft wurden. Genau das wäre aber ebenso interessant wie es gesetzliche Pflicht ist.
Das Internet vergisst nie!
Ich kann jeden FB-Nutzer nur den Rat geben es mir gleich zu tun und die von Facebook gespeicherten Daten einmal herunterzuladen. Vermutlich wird die Überraschung ebenso groß sein wie bei mir. Angesichts solcher und noch vieler anderer Datenkraken kann ich nur empfehlen, dass sich jeder Einzelne ganz genau überlegt was er oder sie in sozialen Netzwerken von sich preisgibt. Es gibt zwar in der Theorie der Bürokraten in Brüssel das Recht auf Vergessenwerden, in der Praxis ist es aber wohl eher so, wie wir es vermuten: Das Internet vergisst nie.
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