ESMA analysierte ESG-Begriffe in tausenden Fondsnamen auf Greenwashing
Bereits im vergangenen Juni haben die Europäischen Aufsichtsbehörden ESAs (EBA/Banken, EIOPA/Versicherungen und ESMA/Wertpapiere & Markt) einen Bericht über Greenwashing im Finanzsektor veröffentlicht. Unter Greenwashing verstehen die ESAs die Praxis, bei der nachhaltigkeitsbezogene Aussagen, Erklärungen, Maßnahmen oder Mitteilungen das zugrunde liegende Nachhaltigkeitsprofil eines Finanzprodukts oder einer Finanzdienstleistung nicht klar und angemessen widerspiegeln. Diese Praxis kann für Verbraucher, Investoren oder andere Marktteilnehmer irreführend sein.
Mit zunehmender Beliebtheit von ESG-Investments steigen auch die Risiken und die Bedeutung von Greenwashing. Gemeinsam mit den nationalen Aufsichtsbehörden, in Österreich die Finanzmarktaufsicht FMA, gehen die ESAs daher gegen Greenwashing vor, um Verbraucher- und Anlegerschutz zu gewährleisten, die Marktintegrität zu unterstützen und ein vertrauenswürdiges Umfeld für nachhaltige Finanzen zu erhalten.
Liste mit ESG-Begriffen
Unter Verwendung eines Datensatzes mit historischen Informationen über 36.000 in der EU domizilierte Fonds, die ein Vermögen von 16 Billionen Euro verwalten, stellte die ESMA fest, dass Fonds zunehmend ESG-bezogene Begriffe im Namen verwenden. Auch das Ausmaß der ESG-Sprache in aufsichtsrechtlichen Dokumenten und Marketingmaterial wurde auf Basis von mehr als 100.000 Dokumenten analysiert. Dabei kamen auch NLP-Techniken zum Einsatz.
Die ESMA hat eine Liste von ESG-Wörtern und -Phrasen erstellt, anhand derer die von den Fonds verwendete ESG-bezogene Sprache gemessen und verglichen wurde. Auf dieser Liste finden sich Begriffe wieder wie „Netto-null“, „ESG“, „CO2-Reduktion“ und „Biodiversität“ sowie Begriffe des eher allgemeinen Sprachgebrauchs wie „Wald“, „nachhaltige Entwicklung“ und „Einwanderung“.
ESG-Sprache nimmt zu
Die Analyse zeigt, wenig überraschend, dass Fonds zunehmend ESG-Begriffe in ihre Namen aufnehmen. Darüber hinaus hätten seit Mitte 2017 zahlreiche Investmentfonds ihren Namen geändert, um ESG-Begriffe hinzuzufügen. Gleichzeitig findet die ESMA Belege für hohes Anlegerinteresse an Fonds mit ESG-bezogenen Begriffen im Namen. Fonds, die sich an Kleinanleger richten, scheinen zusätzliche ESG-Angaben in den Dokumenten zu machen, um das Verständnis zu verbessern.
Kampf gegen Greenwashing
ESMA sieht in den Ergebnissen die Nützlichkeit (sic!) ihrer regulatorischen Bemühungen hinsichtlich der Offenlegungsanforderungen für Investmentfonds sowie von Leitlinien zur ESG-Sprache bestätigt. Darüber hinaus erkennt die Behörde den Nutzen standardisierter Offenlegungen in Form von Vorlagen.
In Zukunft wird die ESMA die Überwachung und Kontrolle von Greenwashing weiter ausbauen. NLP-basierte Tools sollen die wirksame Aufsicht in der gesamten EU erheblich unterstützen. Daher wird die ESMA angesichts des raschen Wachstums und der wichtigen Rolle des Marktes für ESG-Investments weiterhin ESG-bezogene Offenlegungen überwachen.