
Pan-European Pension Product soll wiederbelebt werden
Seit dem Jahr 2022 gibt es das Paneuropäische Altersvorsorgeprodukt (Pan-European Pension Product PEPP). Durchgesetzt hat sich diese von der EU-Politik erfundene Vorsorgelösung nicht. Im zentralen Register der europäischen Versicherungsaufsicht EIOPA findet sich mit dem slowakischen Fintech Finax lediglich ein einziger (!) Anbieter, der zwei PEPP-Varianten in vier Ländern anbietet. De facto ist das PEPP also eine Totgeburt. Die EIOPA möchte es dennoch wiederbeleben.
Das Paneuropäische Altersvorsorgeprodukt wurde entwickelt, um eine einfache, transparente, kosteneffiziente und mobile Altersvorsorgeoption anzubieten, mit der europäische Bürger ihre staatlichen Renten ergänzen können. „Ein gut funktionierender PEPP-Markt kann dazu beitragen, das Rentengefälle in Europa zu verringern“, gibt sich die EIOPA hoffnungsfroh.
Eierlegende Wollmilchsau
PEPPs sollen den EU-Bürgern ein angemessenes und nachhaltiges Renteneinkommen bieten und lebenswichtiges Kapital bereitstellen, um das langfristige Wachstum der Realwirtschaft der EU sowie den ökologischen und digitalen Wandel zu finanzieren. Rente und Kapital für die Menschen, Wachstum für die Realwirtschaft, grüner Wandel für Klima und Umwelt sowie Digitalisierung, all das sollte das PEPP realisieren und finanzieren.
Umfassende Reform geplant
Die EIOPA schlägt in einem Arbeitspapier eine umfassende Reform des PEPP vor. Aufgrund verschiedener angebotsseitiger, nachfragebezogener und struktureller Gründe war dessen Inanspruchnahme begrenzt, was eine Neubewertung rechtfertige. In dem Papier zieht die EIOPA Bilanz, warum das PEPP sein Potenzial nicht ausgeschöpft hat, und schlägt Verbesserungen vor, die den Zusatzrenten in der gesamten EU neues Leben einhauchen könnten.
Angebotsseitige Schwierigkeiten
Damit umschreibt die EIOPA eines der Kernprobleme von PEPPs: die Kosten- und Gebührenobergrenze von 1 % p.a. des Kapitals. Dieser Kostendeckel macht das PEPP sowohl für Produktanbieter als auch für Vertriebskanäle unattraktiv. Die notwendige Skalierung schaffen, wenn überhaupt, nur große Anbieter, die sich andere Produkte mit einem PEPP noch dazu kannibalisieren. Trotz dieser Erkenntnisse zeigt sich die EIOPA unbelehrbar. Sie ist weiterhin der Ansicht, dass eine Kostenobergrenze von 1 % p.a. nicht zu niedrig ist.
Nachfragefaktoren und andere Hindernisse
Als dämpfend für die PEPP-Nachfrage erkennt die EIOPA die geringe Bekanntheit und die geringe Teilnahme an Zusatzrentensystemen in Europa. Die aktuelle Krise der Lebenshaltungskosten dürfte die Nachfrage ebenfalls gehemmt haben. Und die Aufsichtsbehörde ist skeptisch, ob Verbraucher selbst bei nachlassender Inflation und verbessertem wirtschaftlichen Umfeld deutlich mehr Interesse an PEPP zeigen würden. Den „Schwarzen Peter“ bekommen auch die Mitgliedstaaten zugeschoben. Einige hätten PEPP nur zögerlich umgesetzt und nicht für eine einheitliche steuerliche Behandlung auf nationaler Ebene gesorgt.
Kombi-PEPP und PEPP-Zwang
Die EIOPA ist davon überzeugt, dass die Kernmerkmale des PEPP – Einfachheit, Kosteneffizienz, Transparenz, Mobilität und Flexibilität – die Grundlage für eine modernisierte Version bleiben sollten. Allerdings seien Verbesserungen möglich, um PEPP für Anbieter und Sparer gleichermaßen attraktiver zu machen.
Angebotsseitig sollten Produktanbieter betriebliche und private PEPP in einem Produkt zusammenfassen, um steuereffiziente Arbeitgeberbeiträge mit privaten Beiträgen kombinieren zu können. Daraus erhofft sich die Behörde einen zusätzlichen Skalierungseffekt. Produktanbieter sollten sich auf ein angemessenes „Preis-Leistungs-Verhältnis“ konzentrieren anstatt auf harte Kostenobergrenzen. Das Verringern des Verwaltungsaufwands könnte PEPP ebenfalls attraktiver machen.
Um bei den EU-Bürgern alle drei Säulen der Altersvorsorge zu fördern, sind laut EIOPA mutige Schritte notwendig. Der radikalste davon sieht das automatische Abschließen einer privaten Altersvorsorge wie das PEPP für jeden EU-Bürger ab dem 18. Lebensjahr vor. Die EIOPA nennt das „automatische Öffnung“, in der Realität kommt dies eher einem PEPP-Zwang gleich. Ob Verbraucher eine PEPP-Pflicht goutieren, darf stark bezweifelt werden, und Finanzberatern torpediert sie das lukrative Vorsorgegeschäft.
Darüber hinaus sollten die Mitgliedstaaten PEPP dieselbe günstige steuerliche Behandlung gewähren wie den nationalen privaten Altersvorsorgeprodukten. Eine EU-weite Steuerharmonisierung für PEPP würde den grenzüberschreitenden Verkauf erleichtern, meint die EIOPA.
Große Pläne, lange Bank
Die EIOPA ist der festen Überzeugung, dass EU-Bürger, PEPP-Anbieter und Mitgliedstaaten von einem überarbeiteten PEPP in hohem Maße profitieren werden, da es eine kostengünstige, langfristige Sparalternative gibt, die die Kapitalmärkte der EU vertiefen und den Druck auf die maroden staatlichen Pensionssysteme verringern kann. Die Neubewertung der PEPP-Verordnung ist allerdings erst für das Jahr 2027 vorgesehen.
Dieser Beitrag ist erstmals im Magazin risControl Nr. 02 – 2025 erschienen.
