ESMA Sustainable Finance Roadmap

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Im Sog des Grünen Deals der EU erkennen auch die Aufsichtsbehörden neue Chancen, ihre „Geschäftsfelder“ auszuweiten. Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA hat in diesem Sinne am 10. Februar eine neue „Sustainable Finance Roadmap“ veröffentlicht. In diesem „Fahrplan für nachhaltige Finanzen 2022-2024“ nennt die ESMA drei Prioritäten.

  • Bekämpfung von Greenwashing und Förderung der Transparenz

  • Ausbau der Kapazitäten der nationalen Aufsichtsbehörden und der ESMA im Bereich der nachhaltigen Finanzen

  • Überwachung, Bewertung und Analyse von ESG-Märkten und -Risiken.

Die ESMA ergreift damit aus ihrer Sicht die „notwendigen Maßnahmen zur Förderung des Anlegerschutzes“, und trägt zur Entwicklung des Regelwerks für nachhaltige Finanzen sowie zu dessen kohärenter Anwendung und Beaufsichtigung bei. ESMA-Vorsitzende Verena Ross unterstreicht in der Pressemeldung: „Das Vorantreiben der Nachhaltigkeitsagenda ist für die ESMA von entscheidender Bedeutung, insbesondere da sich die Präferenzen der Anleger auf umweltfreundliche Finanzprodukte verlagern und die Europäische Union bestrebt ist, ihre Verpflichtungen zur Bekämpfung des Klimawandels zu erfüllen.

Prioritäten des Fahrplans

Bekämpfung von Greenwashing und Förderung der Transparenz: Greenwashing ist ein komplexes und vielschichtiges Problem, das verschiedene Formen annimmt, unterschiedliche Ursachen hat und das Potenzial hat, sich nachteilig auf Investoren auszuwirken, die nachhaltige Investitionen tätigen wollen.

Wie wird die ESMA mit Greenwashing umgehen, das die EU selbst in der Taxonomie legitimiert (Stichwort „grünes“ Gas und „nachhaltige“ Kernenergie)?

Ausbau der Kapazitäten der nationalen Aufsichtsbehörden und der ESMA: Die wachsende Bedeutung der nachhaltigen Finanzwirtschaft erfordert, dass die nationalen Aufsichtsbehörden und die ESMA ihre Fähigkeiten über ihre traditionellen Schwerpunkte hinaus ausbauen, um die aufsichtsrechtlichen Auswirkungen neuer Vorschriften und neuer Marktpraktiken in diesem Bereich zu verstehen und anzugehen.

Mit anderen Worten: Die Aufsichtsbehörden quer durch Europa brauchen mehr Geld und mehr Mitarbeiter.

Überwachung, Bewertung und Analyse von ESG-Märkten und -Risiken: Die ESMA wird spezifische Aktivitäten durchführen, wie z. B. die Analyse von Klimaszenarien für Investmentfonds, Stresstests für CCPs und die Entwicklung gemeinsamer Methoden für klimabezogene Risikoanalysen zusammen mit anderen öffentlichen Einrichtungen.

Wird die ESMA gemeinsame Sache mit Umweltschutz-Organisationen wie Greenpeace machen oder Klimawissenschaftler anstellen?

Die ESMA wird ihre Prioritäten mit einer umfassenden Liste von Maßnahmen in den folgenden Bereichen angehen:

  • Anlageverwaltung
  • Wertpapierdienstleistungen
  • Offenlegung und Governance von Emittenten
  • Benchmarks
  • Kredit- und ESG-Ratings
  • Handel und Nachhandel sowie Finanzinnovation

Die ESMA wird in Kürze eine Aufforderung zur Einreichung von Bewerbungen für die Teilnahme an einer neuen beratenden Arbeitsgruppe veröffentlichen, die das ESMA-Koordinationsnetzwerk für Nachhaltigkeit unterstützen soll.


Es entsteht der Eindruck, dass die ESMA im Zuge der „grünen“ Transformation nur ja nicht an Einfluss verlieren möchte und deshalb neue Pfründe absteckt.

Braucht es zum Erreichen der oft zitierten europäischen Klima- und Umweltziele noch mehr Regulierer & Kontrollierer, oder vielleicht doch eher echte Akteure?

Ob die ehrgeizigen Pläne und beratenden Arbeitsgruppen der ESMA tatsächlich eine Schlüsselrolle bei der Verwirklichung des europäischen Green Deal werden, bleibt abzuwarten.